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Dienstag, 29. März 2011

Praktikumsbericht

„Besondere Bestandteile des Studienganges als Hauptfach sind [...] ein mindestens vierwöchiges Berufspraktikum in der vorlesungsfreien Zeit (vgl. § 9 Abs. 2) [...]“ – so sieht es die MPO der RWTH Aachen zum Geschichtsstudiengang (2002) vor. Das sagt nicht viel. Auch wenn man sich § 9 Abs. 2 anschaut, wird man nicht weiter darüber informiert, was zu tun ist – „Dabei kann auf Angebote des Praktikumsbüros der Philosophischen Fakultät zurückgegriffen werden.“ Aber: „Eigeninitiativen sind sehr erwünscht.“ Diese Freiheit ist jedoch nicht unbedingt schlecht für den angehenden Praktikanten, kann man sich doch ziemlich frei für ein potentielles Berufsfeld entscheiden. Was bringt es, unbedingt in einem Archiv ein Praktikum zu machen, wenn man später in einen Verlag will oder umgekehrt?


Eine meiner Bewerbungen um einen Praktikumsplatz richtete ich daher an das Hochschularchiv der RWTH Aachen, wo ich unbürokratisch und freundlich begrüßt wurde und schnell einen Praktikumsplatz erhielt. Sobald ich ihn antrat, wurde ich – nur mit relativ wenig genauen Vorstellungen darüber ausgestattet, wie der Alltag in einem Archiv aussieht – gleich von den Mitarbeiterinnen eingeführt. Die Arbeitsatmosphäre war locker, und die Aufgabenstellungen klar umrissen. Hatte ich Fragen, brauchte ich mich nicht zu scheuen, sie zu stellen; auch Anregungen wurden angenommen. Schnell fühlte ich mich als vollwertige Mitarbeiterin akzeptiert; die Arbeit eines Praktikanten unterschied sich nur graduell von denen der Mitarbeiter und Kaffeekochen gehörte nicht dazu. Eigeninitiative wurde gefördert und selber denken war erlaubt – ein angenehmes Arbeitsklima.


Um das Praktikum für alle Praktikanten gleich und gerecht zu machen, war es modular gegliedert. Es umfasste gleichermaßen Module der Archivverwaltung, der Archivpflege und Findmittelerfassung wie auch für den Archivar nützliche bzw. unerlässliche Fähigkeiten in der Paläographie, der Kenntnis des Archiv- wie des Urheberrechts. Um einen Einblick in die Quellen eines Archivs zu erhalten, gab es eine gut zusammengestellte kleine Bibliothek, aus der eine archivalische Quelle auszuwählen und zusammenzufassen eine der Aufgaben eines Praktikanten war. Dazu kam die Pflege des Internetauftritts des Archivs, das in dieser Hinsicht zu den Vorreitern in Deutschland gehört – die digitale Web-Welt hat bisher nicht allzu viele Archive erreicht.


Eine der Hauptaufgaben des Archivmitarbeiters besteht – neben der Beantwortung von Anfragen an das Archiv – aus der Archivalienpflege: Entmetallisierung, Entfernung von schädlichen Plastikmaterialien, Umbettung und Eingliederung in das Archiv. Wenn Personen der RWTH – beispielsweise nach ihrer Emeritierung – ihre Akten und Unterlagen an das Archiv geben, muss das alles gemacht werden. Jede Tackernadel, jede Büroklammer, jeder Heftstreifen und jede Klarsichthülle muss entfernt und im Zweifelsfalle durch ein archivtaugliches Äquivalent ersetzt werden, damit die Akten nicht vom Rost des Metalls oder den Weichmachern des Plastiks angegriffen und zerstört werden. Als Endergebnis kann ich nur sagen, dass mir das Praktikum Spaß gemacht hat und ich viel gelernt habe.


Judith Breuer

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