2009 erschien im Universitätsverlag Winter die Dissertation von Frank Grobe „Zirkel und Zahnrad. Ingenieure im bürgerlichen Emanzipationskampf um 1900 – Die Geschichte der technischen Burschenschaft“, die dem Hochschularchiv dankenswerterweise als Belegexemplar zuging.
Grobes Werk ist der (gelungene) Versuch einer historisch kritischen Gesellschaftsanalyse des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts am Beispiel der Burschenschaften an den Technischen Hochschulen. Als Exempel wird der Rüdesheimer Verband der deutschen Burschenschaften (RVdB) gewählt. Grobe umreißt, wie sich das Ansehen und der Status des Ingenieur-Studenten entwickelte. Die Wahl der Studenten als zu untersuchende Gruppe begründet Grobe, indem er einleuchtend darlegt, dass Studenten als „potentielle Elite eine juristisch, kulturell und gesellschaftlich relativ geschlossene Gruppe“ darstellen und die Verbindungsstudenten im Gegensatz zu nichtkorporierten Studenten historisch greifbarer sind. Der RVdB ist von Grobe deshalb als Untersuchungsobjekt ausgewählt worden, weil er das „technische Pendant zum universitären Verband Deutsche Burschenschaft“ gewesen ist.
Die gut und akkurat recherchierte Doktorarbeit (neben einem umfangreichen Quellen- und Literaturverzeichnis gibt es einen ansehnlichen Quellenanhang) zeigt, dass der Technikerverband lange von den Universitätskorporationen als nicht gleichwertig angesehen wurde – erst als er sich „bei einzelnen politischen Themen (Ausländerfrage; Österreich-Ungarn; SPD, Ultramontanismusstreit) deutlich rechts von der Deutschen Burschenschaft zu positionieren“ wusste, gelang es ihm, eine politische und gesellschaftliche Reputation im Bildungsbürgertum zu gewinnen. Doch erst der verlorene Weltkrieg war entscheidend, als es galt, die über Jahrzehnte angestrebte Gleichberechtigung zu erlangen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen